Standpunkt Daniel Hackenjos

Dienstag, 19. Februar 2019


Meine sehr verehrten Damen und Herren,

auch von meiner Seite heiße ich Sie herzlich Willkommen und vielen Dank, dass Sie sich heute Abend mit uns gemeinsam Zeit nehmen, ein Thema zu erörtern, dessen Ursprung zurückgeht bis in die 90 er Jahre des letzten Jahrhunderts und dessen Natur dem Grunde nach rein naturwissenschaftlich wäre.  Wie gesagt, wäre….

Die Diskussionen rund um die Fahrverbote in deutschen Großstädten und vor allem auch um die Antriebskonzepte der Zukunft haben sich heuer aber zu einer rein emotionalen, ja sogar rein ideologischen, Diskussion entwickelt. Und genau diese emotionale Wahrnehmung, diese ideologische geprägte Diskussionskultur, der Umstand, dass dieses Thema mal wieder gerade top aktuell, auch gerade in den Medien behandelt wird, dass die Menschen in gelben Westen demonstrieren und sich die Fronten immer kontrastreicher durch die Gesellschaft ziehen genau diese Rahmenbedingungen haben die MIT Baden-Württemberg NICHT dazu bewogen, Sie heute Abend zu einer so hochkarätig besetzten Diskussionsrunde nach Stuttgart einzuladen.

Wir brauchen eben keinen medialen Hype, wir brauchen keine unsachliche Emotion und wir brauchen schon gar keine dogmatische Ideologie.

Wir wollen wieder eine Versachlichung der Diskussion und hierzu wollen wir diese Diskussion wieder auf eine  wissenschaftliche Basis herunterholen. Dies heißt im Klartext, wir sind zwar die Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung, wir wollen uns aber keines Falls an einer ideologischen Diskussion beteiligen, egal ob dafür oder dagegen. Wir schützen eben nicht blind die deutsche Automobilindustrie oder den Diesel an sich. Für uns zählen der gesunde Menschenverstand, der Rechtsstaat und, heute Abend im besonderen Maße wichtig, die Grundsätze der Demokratie.

Ehrlichkeit währt am längsten. Ehrlichkeit gegenüber jemanden anderen, vor allem aber gegenüber sich selbst. Wir von der MIT Baden-Württemberg sorgen daher heute Abend nur für den Rahmen, mit der Wissenschaft auf der einen Seite und Ihnen, den mündigen Bürgern, auf der anderen Seite. Kein Kind dieser Welt braucht Helikoptereltern und kein mündiger Bürger dieser Welt braucht Helikopterpolitiker, die scheinbar immer wissen, was das Beste für einen ist. Ich kann jedem nur empfehlen, sich seine eigene Meinung zu bilden und vor allem ehrlich zu sich selbst zu sein.

 

Es ist aber keinesfalls einfach, Klarheit in die Diskussion um Fahrverbote, Grenzwerte, Manipulationen der Autoindustrie und Betrug bei Messverfahren zu bringen. Wie gesagt, es stecken auf der einen Seite viel Emotionen darin, aber auf der anderen Seite auch viel Zahlenwerk, viel Wissenschaft und auch viel Technik.

Man kann sich schon fragen, ob es nicht sinnvoller wäre, diese Diskussionen Fachgremien zu überlassen und dafür heute Abend direkt zum Buffet überzugehen. Fachgremien, in denen wie es der Name schon sagt, Menschen vom Fach sitzen.

Doch Fachgremien alleine können nie das Allheilmittel sein. Denn auch die WHO (Weltgesundheitsorganisation), als auch die amerikanische Umweltbehörde (EPA) zählen sich zu den Fachgremien mit voller Überzeugung hinzu. Doch auch hier liegen schon inhaltliche Diskrepanzen, wie wir heute Abend mit Sicherheit noch sehen werden.

Für uns Bürger entscheidend ist, was der Gesetzgeber am Schluss aus den Ergebnissen der Fachgremien macht.

In unserem Fall zum einen ein Verbotsgesetz im  Verkehrsrecht, die Fahrverbote, und zum anderen einen „Rufmord“ an einer bis vor kurzem noch hochgelobten Antriebstechnologie, dem Diesel.

Was aber so harmlos als ein Verbotstatbestand aus dem Verkehrsrecht etabliert und was zusätzlich mit der unreflektierten Abkanzelung  des Diesels initiiert wurde, ist für den Bürger, für uns alle, nichts anderes als ein staatlich oktroyierter Wertvernichtungs- und Enteignungsmechanismus. Während die modernen Helikoptereltern für Ihre Zöglinge wohl eher den antiautoritären  Erziehungsweg einschlagen, sind die autoritären Maßnahmen des modernen Helikopterpolitikers bezüglich dieses Themas geradezu erschreckend. Über Erziehungsfragen wollen wir an dieser Stelle mit Sicherheit nicht diskutieren, aber wir wollen klarstellen, dass für uns an diesem Punkt die Grundprinzipien der Demokratie, privates Eigentum und Freiheit des Individuums, massiv mit Füßen getreten und ausgehebelt werden.

Und deshalb dürfen wir diese Diskussion nicht länger den Fachgremien und der Politik alleine überlassen, an dieser Stelle heißt es erst mal klar und deutlich Stopp, bis hierhin und nicht weiter. Daher ist es eben, wie man so schön sagt, wichtig und richtig, dass wir uns heute hier so zahlreich versammelt haben und dass wir mitreden. Auch wenn unsere Hauptaufgabe im Wesentlichen darin liegt, die Diskussionen wie zu Anfangs bereits erwähnt, wieder zu versachlichen und dadurch erst die richtigen Entscheidungen herbeizuführen.

 

Das allumfassende Pauschalargument der Fahrverbotsbefürworter und der Dieselgegner ist der Gesundheitsschutz der Bevölkerung. Wie aber passt das zusammen? Zwischen 1990 und 2014 hat sich der NO²-Ausstoss von 3 Mio Tonnen pro Jahr auf 1,3 Mio Tonnen pro Jahr in Deutschland mehr als halbiert. Die Arbeitsstättengrundverordnung sieht bei Arbeitsplätzen in Büros, also in geschlossenen Räumen, einen Grenzwert an NO von 60 µg/m³ vor, an Produktionsstätten einen Grenzwert von 950 µg/ m³. Im Straßenverkehr will man aber 40 µg/m³. Wieso? Wir werden nachher noch erfahren, woher dieser letzte Wert überhaupt stammt.

Dabei schimmert in der ganzen Diskussion so langsam durch, dass ein gesunder Mensch mit NOx erst einmal keine Probleme hat bzw. er sie erst bei Dosen bekommt, die dem alten Grundsatz gehorchen: Alles ist giftig, es kommt nur auf die Höhe der Dosis an.

Von den vermeintlichen Bewahrern der Volksgesundheit werden daher mittlerweile, wie immer, die  vorgeschwächten  oder, rein biologisch betrachtet, empfindlicheren Mitglieder der Bevölkerung: Kleinkinder, Asthmatiker, ältere Personen und Schwangere vorgeschoben. Wie immer, weil ich so natürlich in erster Linie Emotionen wecke.

Schwangere aber zum Beispiel dürfen auch nicht mehr an Strahlungsapparaten in Krankenhäusern arbeiten. Aber ist deshalb schon mal jemand auf die Idee gekommen, die Radiologie in einem Krankenhaus zu schließen?

Um es mal ganz konkret zu machen, wieviel Zeit verbringt der Durchschnittsstuttgarter am Neckartor und wieviel an seinem Arbeitsplatz?

Geht es hier also wirklich um den Schutz der Bevölkerung?

Vielmehr ist es doch ein ideologisches Ziel. Das Ziel den individuellen Straßenverkehr zu schwächen bzw. ganz zu verbieten. Sind wir deshalb auf der anderen Seite Dieseldogmaten, Unbelehrbare, die an einer ausgedienten Technologie – koste es was es wolle – festhalten? Gibt es denn das Angebot im öffentlichen Nahverkehr tatsächlich, um uns bequem von A nach B zu bringen, wir wollen es nur in unserer ideologischen Verbohrtheit nicht wahrhaben und dies alles auch noch auf Kosten der Gesundheit unserer Mitmenschen? Warum fahren wir nicht alle Tesla? Und ist deshalb auch die Enteignung bzw. die Wertevernichtung und damit das Sägen an demokratischen Grundprinzipien gerechtfertigt?

Bilden Sie sich hierzu bitte ihre Meinung!

Eines jedoch wäre auf jeden Fall unumstößlich. Ideologien die mit Hilfe von Gesetzen, die auf falschen Fakten beruhen, umgesetzt und von einer „scheinbaren“ Mehrheit, entschuldigen Sie, wenn ich dies so formuliere, von „Lemmingen“ getragen werden, die nicht davor zurückscheuen, unter falschem Vorwand Grundprinzipien unserer Demokratie in Frage zu stellen, sind gefährlich. Belege hierfür finden sie nicht in den Büchern über Naturwissenschaft und Technik. Aber die Geschichtsbücher sind voll davon.

Bevor wir nun in den Vortrag von Herrn Prof. Dr. Dietz und die anschließende Diskussion einsteigen wollen, noch ein Wort zu den Manipulationsvorwürfe gegenüber der Automobilindustrie oder die Betrügereien bei Messverfahren und Fahrgestellnummern, um die es heute Abend primär eigentlich gar nicht gehen soll. Eigentlich!  Doch dies eine möchte ich Ihnen vorweg als Denkanstoß noch mitgeben, ohne den Erkenntnissen des heutigen Abends vorweg greifen zu wollen:

Wer Messverfahren manipuliert, um damit eigene Vorteile zu erlangen, gleichzeitig aber anderen Menschen damit Schaden zufügt, der gehört nach Auffassung vieler Bundesbürger in die Zelle, zumindest wenn klar ist, dass man von skrupellosen Automanagern redet, die nicht davor zurückschrecken, auf dem Rücken der Bevölkerung ihre Aktienkurse zu verbessern.

Messverfahren in der Naturwissenschaft zu manipulieren ist nicht schwierig, oder andersherum gesagt, wenn man es darauf anlegt sehr einfach. Die oberste Frage in Naturwissenschaft und Technik, wenn ich etwas messen möchte, lautet immer: Beeinflusse ich durch die Art meiner Messung, dies kann auch schon der Meßort sein, das Ergebnis? Aus wissenschaftlicher Sicht muss bzw. sollte dies natürlich unbedingt vermieden werden. Denn ich will ja den Ist-Zustand messen und nicht den Zustand, der sich erst durch meine falsche Messmethode einstellt.

Wiederum von der anderen Seite betrachtet, wenn ich um die Möglichkeit der „Beeinflussung“ von Messerergebnissen weiß und die Meßart bewusst so wähle, dass das Ergebnis eher meinen Wünschen, denn der neutralen naturwissenschaftlichen Realität entspricht, betrüge ich dann?

Wer Messverfahren manipuliert und / oder vermeintlich relevante Grenzwerte setzt, um damit eigene Vorteile zu erlangen, gleichzeitig aber anderen Menschen damit Schaden zufügt, der gehört nach Auffassung vieler Bundesbürger in die Zelle, zumindest wenn klar ist, dass man von skrupellosen und ideologisch fanatischen Politikern bzw. Lobbisten redet, die nicht davor zurückschrecken, auf dem Rücken der Bevölkerung ihre Wählerkurse zu verbessern. Ist dem so?

Oder kurz gefragt: Müssen wir in der Zelle, in der so viele Piech, Winterkorn, Stadler, Müller und Co sehen wollen, nicht auch noch Platz lassen für Resch, Hermann und Konsorten?

Bilden Sie sich hierzu bitte ihre Meinung!